ams 7/1984
Testbericht
aus
auto
motor und sport
Heft 7
vom
4. April 1984
S. 102 - 106
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Jazz-Time
Kleiner Stadtwagen aus Japan.Test Honda Jazz
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Der Jazz ist kurz und relativ hoch |
Mit Musik geht bei Honda
offensichtlich alles besser. Da gibt es nun einen
Prelude im Programm, dazu noch einen Accord - und
jetzt macht Honda sogar Jazz.
Allerdings hat der
fernöstliche Jazz seinen musikalischen Namen nur
der Tatsache zu verdanken, daß seine
ursprüngliche Bezeichnung City in Deutschland
bereits für Opel namensrechtlich geschützt ist.
Der Name City träfe den Kern des jüngsten
Honda-Sprosses indes besser als Jazz. Denn
speziell für die Stadt soll der Jazz geschaffen
sein.
Auf japanische
Verhältnisse bezogen ist ein reiner Stadtwagen
gar keine so schlechte Idee. Wer einmal in dem
mehr als 2.200 Quadratkilometer umfassenden
Stadtgebiet Tokios mit dem Auto unterwegs war und
dabei die endlosen Verkehrsstaus und die
chronische Parkplatznot erlebt hat, wird
verstehen, warum sich der kleinste Honda in
seinem Heimatland so großer Beliebtheit erfreut.
Hierzulande war solchen
Zwergen hingegen noch nie Erfolg beschieden - bis
auf den 3,05 Meter kurzen Mini, der allerdings
auch nie als reiner City-Car propagiert wurde.
Verglichen mit dem englischen Mini ist der Jazz
ein ganzes Stück länger. 3,38 Meter
Außenlänge zeigt das Maßband, und damit liegt
der japanische Winzling exakt in der gleichen
Größenordnung wie der Fiat Panda und der Mini
Metro.
Das Raumangebot im Jazz
ist sehr bescheiden. Zwar darf man von einem
Wägelchen dieser Klasse in puncto
Platzverhältnisse keine Wunder erwarten, aber
selbst der vor einem Vierteljahrhundert
entworfene und immerhin 33 Zentimeter kürzere
Mini hat in dieser Hinsicht mehr zu bieten.
Speziell im Fond des Jazz geht es eng zu - hier
sind allenfalls Kinder bequem unterzubringen.
Daß der Kofferraum ebenfalls winzig ist und nur
204 Liter (nach VDA-Norm) faßt, ist leichter zu
verschmerzen, da das Ladevolumen durch Umlegen
der hinteren Sitzbank auf das Doppelte
vergrößert werden kann. Trotzdem: Der Fiat
Panda und erst recht der Mini Metro sind in jeder
Hinsicht deutlich geräumiger.
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Vorzüge
- Gute
Handlichkeit
- Durchzugskräftiger
Motor
- Funktionelle
Bedienung
Nachteile
- Bei höheren
Geschwindigkeiten lauter Motor
- Schlechter
Federungskomfort
- Sehr wenig
Platz im Fond
- Schlechte
Sitze
Mängel am
Testwagen
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Das
Instrumentarium ist auf das Notwendigste
beschränkt |
Bei
umgeklappter Rückbank ist der Laderaum
beachtlich |
Die
Qualität der Sitze läßt sehr zu wünschen
übrig |
Die
Rücksitze eignen sich nur für Kinder |
Vorne
dagegen kann man sich über Platzmangel nicht
beklagen, doch die knapp geschnittenen und
profillosen Sitze zwingen Fahrer und Beifahrer in
widernatürliche Kutschbockhaltung. Erfreuen kann
man sich aber an der adretten Gestaltung des
Innenraums, der in hellen, freundlichen Farben
gehalten ist. Zudem genießen die Insassen dank
großer Fensterflächen und der hohen
Sitzposition eine ausgezeichnete Rundumsicht. Da
allerdings die Frontpartie aus aerodynamischen
Gründen ziemlich stark nach vorn abfällt, sieht
der Fahrer nicht einmal mehr die Motorhaube. Der guten Handlichkeit tut dies
indes keinen Abbruch. Alle Bedienungselemente
liegen bestens zur Hand, Schaltung und Lenkung
des Fronttrieblers funktionieren leichtgängig
und exakt.
Für angemessenes
Vorwärtskommen ist ebenfalls gesorgt. Denn im
Gegensatz zu anderen japanischen
Kleinwagenherstellern begnügte man sich bei
Honda nicht mit einem Zwei- oder
Dreizylindermotor, sondern setzte auf einen
Vierzylinder, der seine Kraft aus einem für
diese Klasse recht üppigen Hubraum von 1.231
cm³ schöpft.
Dieses Triebwerk ist in
zwei Ausführungen zu haben: wahlweise mit 45 PS
(33 kW) oder 56 PS (41 kW). In Japan mutet man
dem Auto-Zwerg sogar einen 100 PS (74 kW) starken
Turbomotor zu. Für diesen Test stand auto motor
und sport die Basisversion zur Verfügung, mit
der man zumindest innerorts nicht schlecht
bedient ist.
Der betont langhubig (66
x 90 mm) ausgelegte 1200er entwickelt sein
maximales Drehmoment von 82 Nm bereits bei 2.500
Touren, so daß relativ schaltfaul gefahren
werden kann. Außerdem hat er manierliche
Kaltstarteigenschaften, hängt gut am Gas und
sorgt im Stadtverkehr für quickes Fortkommen -
nicht zuletzt auch deshalb, weil nur 703 kg
Leergewicht bewegt werden müssen.
Hat man aber erst einmal
die Stadtgrenze hinter sich gelassen, ist es mit
dem Spaß schnell vorbei. Nicht etwa wegen des
nicht ganz einwandfreien Geradeauslaufs, und erst
recht nicht wegen der Fahrleistungen, sondern
wegen des hohen Geräuschniveaus. Jenseits von
100 km/h beginnt der Motor nämlich so zu
lärmen, daß man unwillkürlich in den fünften
Gang schalten möchte - aber den gibt es nur in
der stärkeren Version. Wer das Grundmodell
besitzt, muß ohne den drehzahlsenkenden Fünften
auskommen, und das grenzt angesichts des
ohrenbetäubenden Lärms - 84 dB(A) bei 120 km/h
- fast schon an Masochismus. Inwieweit der
fünfte Gang den Lärmpegel absenkt, wird erst
ein ergänzender Test der 56 PS-Version klären:
das Grundmodell jedenfalls läßt längere
Fahrten auf der Autobahn zur Tortur werden. Thema
Verbrauch: 7,7 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer als Testkonsum
sind zwar absolut betrachtet ein günstiger Wert,
relativ gesehen aber für ein Auto dieser
Gewichts- und Leistungsklasse auch nur
durchschnittlich.
Der Federungskomfort
liegt dagegen ganz klar unter dem Durchschnitt,
obwohl bei der Fahrwerkskonzeption nicht gegeizt
wurde. Vorne wie hinten sind die Räder einzeln
aufgehängt, doch mit der Feinabstimmung hapert
es offensichtlich. Der japanische Mini poltert so
hart über kleine Fahrbahnunebenheiten, als sei
jedes seiner zwölf Zoll kleinen Räder fest mit
der Karosserie verschraubt. Aber auch langhubige
Bodenwellen regen den Aufbau zu heftigen
Bewegungen an, die das Wohlbefinden der
Passagiere erheblich beeinträchtigen.
So bleibt festzustellen,
daß der Honda Jazz ein anschauliches Beispiel
dafür ist, daß ein den japanischen
Anforderungen angepaßtes Auto nicht unbedingt
auch für deutsche Verhältnisse tauglich ist.
Der Jazz ist zu eng, zu laut und zu unkomfortabel
gefedert. An positven Merkmalen bleiben seine
eigenwillige Karosserie und seine Vorzüge im
Stadtverkehr - für 11.690 Mark ist das ein
bißchen wenig.
fis
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Der
Vierzylindermotor wird bei hohen Drehzahlen laut |
Technische Daten und
Meßwerte Honda
Jazz
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MOTOR Wassergekühlter
Vierzylinder-Reihenmotor vorn quer, fünffach
gelagerte Kurbelwelle, obenliegende Nockenwelle
(Zahnriemenantrieb), Ventile über Kipphebel
betätigt, thermostatisch gesteuerter
Kühlerventilator, Zweistufen-Fallstromvergaser.
Leistung 33 kW
(45 PS) bei 4.500/min, spezifische Leistung 26,8
kW/L (36,6 PS/L), Hubraum 1.231 cm³, Bohrung x
Hub 66,6 x 90,0 mm,
Verdichtungsverhältnis 10,2 : 1, maximales
Drehmoment 82 Nm bei 2.500/min, mittlere
Kolbengeschwindigkeit bei Nenndrehzahl 13,5 m/s,
Ölinhalt Motor 3,5 L, Kühlsystem-Inhalt 5,0 L,
Batterie 12 V 47 Ah, Drehstromlichtmaschine 540
Watt.
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KRAFTÜBERTRAGUNG Vorderradantrieb,
vollsynchronisiertes Vierganggetriebe,
Einscheiben-Trockenkupplung.
Übersetzungen:
I. 2,916, II. 1,526, III. 1,041, IV. 0,777, R.
2,916, Achsantrieb 4,286 : 1, Geschwindigkeit bei
1.000/min im IV. Gang 29,8 km/h.
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KAROSSERIE
UND FAHRWERK Viersitzige Limousine mit
zwei Türen und Heckklappe, selbsttragende
Karosserie, Luftwiderstandsindex (cW
x A) 0,75.
Vorn Einzelradaufhängung mit
McPherson-Federbeinen, Querlenkern, Zugstreben,
hinten Einzelradaufhängung mit Querlenkern,
Dämpferbeinen, Schraubenfedern,
Zahnstangenlenkung, Lenkübersetzung 18,1 : 1,
hydraulische Zweikreisbremse,
Bremskraftverstärker, vorn Scheibenbremsen,
hinten Trommelbremsen, Feststellbremse auf die
Hinterräder wirkend.
Felgengröße 4 J x 12, Reifengröße 145 SR 12.
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ABMESSUNGEN
UND GEWICHTE Radstand 2.220 mm, Spur
vorn/hinten 1.370/1.370 mm, Außenmaße 3.380 x
1.570 x 1.470 mm, Innenbreite vorn/hinten
1.330/1.285 mm, Innenhöhe vorn/hinten 935/910
mm, Sitztiefe vorn/hinten 470/430 mm, Knickmaß
920 - 1.060 mm, Normknieraum 120 mm, Sitzraum 520
- 680 mm, Wendekreis rechts/links 9,2/10,3 m, 3
¼ Lenkradumdrehungen, Lenkraddurchmesser 350 mm,
Kofferraumvolumen nach VDA-Norm 205 L, mit
umgeklappter Rücksitzlehne 482 L, Tankinhalt 41
L. Leergewicht 703 kg, Gewichtsverteilung
vorn/hinten 62,3/37,7 %, zulässiges
Gesamtgewicht 1.070 kg, Zuladung 367 kg,
Personenindexzahl 4,3.
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FAHRLEISTUNGEN Höchstgeschwindigkeit
(Drehzahl 4.550/min, IV. Gang) 135 km/h
Beschleunigung
0 - 60 km/h 6,6 s
0 - 80 km/h 11,1 s
0 - 100 km/h 18,9 s
0 - 120 km/h 38,8 s
400 m mit steh. Start 20,5 s
1 km mit steh. Start 39,4 s
Elastizität
40 - 100 km/h (III. Gang) 20,1 s
60 - 120 km/h (IV. Gang) 61,6 s
Tachometerabweichung
Anzeige effektiv
50 km/h 47 km/h
100 km/h 97 km/h
120 km/h 117 km/h
Kilometerzählerabweichung -0,5 %
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INNENGERÄUSCH Bei 50 km/h 70 dB(A)
Bei 100 km/h 76 dB(A)
Bei 120 km/h 84 dB(A)
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KRAFTSTOFFVERBRAUCH Normverbrauch nach DIN
70030 (Liter/100 km)
Bei 90 km/h im IV. Gang 5,3
Bei 120 km/h im IV. Gang 7,6
Stadtverkehr 6,3
Verbrauchswerte
im Test (Liter/100 km)
Minimalverbrauch 6,8
Maximalverbrauch 9,1
Landstraße ca. 60 km/h Ø 6,9
Autobahn ca. 115 km/h Ø 8,2
Testverbrauch 7,7
Kraftstoffart Normal
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LENK-
UND PEDALKRÄFTE Lenkung im Stand 86 N
Lenkung bei Fahrt 63 N
Kupplungspedal 70 N
Gaspedal 15 N
Bremspedal bei 80 % Verzögerung 180 N
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WARTUNG Inspektion alle 24.000 km
Ölwechsel alle 12.000 km
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PREIS Honda Jazz DM 11.690,-
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